BGH: Gibt der Mieter die Wohnung nicht zurück besteht Anspruch auf Nutzungsentschädigung nur wenn der Vermieter die Wohnung auch wirklich zurück haben wollte.

BUNDESGERICHTSHOF
IM NAMEN DES VOLKES
URTEIL
VIII ZR 214/16
Verkündet am:
12. Juli 2017
Vorusso,
Amtsinspektorin
als Urkundsbeamtin
der Geschäftsstelle
in dem Rechtsstreit
BGB § 546a Abs. 1, § 812 Abs. 1 Satz 1 Alt. 1, Satz 2 Alt. 1
a)
Die Mietsache wird dem Vermieter dann im Sinne des § 546a Abs. 1 BGB nach Beendigung des Mietverhältnisses vorenthalten, wenn der Mieter die Mietsache nicht zurückgibt und das Unterlassen der Herausgabe dem Willen des Vermieters widerspricht (Anschluss an BGH, Urteile vom 5. Oktober 2005 – VIII ZR 57/05, NZM 2006, 52 Rn. 6; vom 16. November 2005 – VIII ZR 218/04, NZM 2006, 12 Rn. 12; vom 29. Januar 2015 – IX ZR 279/13, BGHZ 204, 83 Rn. 81; jeweils mwN; st. Rspr.).
b)
An einem Rückerlangungswillen des Vermieters fehlt es etwa, wenn er – trotz Kündigung des Mieters – von einem Fortbestehen des Mietverhältnisses ausgeht (Anschluss an BGH, Urteile vom 2. November 2005 – XII ZR 233/03, NJW 2006, 140 Rn. 25; vom 16. November 2005 – V III ZR 218/04, aaO; vom 13. März 2013 – XII ZR 34/12, NJW 2013, 3232 Rn. 23; jeweils mwN).
c)
Fehlt es an einem Rückerlangungswillen des Vermieters, steht diesem ein Anspruch auf Nutzungsentschädigung nach § 546a BGB grundsätzlich auch dann nicht zu, wenn der Mieter zur Rückgabe der Mietsache außerstande ist und die subjektive Unmöglichkeit durch ihn selbst verursacht wurde (Bestätigung und Fortführung der Senatsurteile vom 22. März 1960 – VIII ZR 177/59, NJW 1960, 909 unter II b; vom 15. Februar 1984 – VIII ZR 213/82, BGHZ 90, 145, 148 f.; [jeweils zu § 557 BGB aF]).
d)
Zum Anspruch des Vermieters gegen den Mieter, der die Mietsache über die vereinbarte Laufzeit hinaus nutzt, auf Herausgabe des tatsächlich gezogenen Nutzungswerts wegen ungerechtfertigter Bereicherung (Anschluss an BGH, Urteile vom 21. Dezember 1988 – VIII ZR 277/87, NJW 1989, 2133 unter III 3; vom 15. Dezember 1999 – XII ZR 154/97, NZM 2000, 183 unter 4; vom 29. Januar 2015 – IX ZR 279/13, aaO Rn. 84).
e)
Ein bereicherungsrechtlicher Nutzungsersatzanspruch des Vermieters wird weder durch § 546a BGB ausgeschlossen noch durch die §§ 987 ff. BGB verdrängt (Bestätigung und Fortführung der Senatsurteile vom 10. November 1965 – VIII ZR 12/64, BGHZ 44, 241, 242 ff. [zu § 557 BGB aF]; vom 28. Juni 1967 – VIII ZR 59/65, NJW 1968, 197 unter 3 [zu § 597 BGB aF]; vom 21. Februar 1973 – VIII ZR 44/71, juris Rn. 58 f. [zu § 557 BGB aF]; vom 21. Dezember 1988 – VIII ZR 277/87, aaO unter III 3 a [zu § 597 BGB aF]).
BGH, Urteil vom 12. Juli 2017 – VIII ZR 214/16
LG Darmstadt
AG Offenbach am Main